Tiermedizin zwischen Idealismus und Wirtschaftlichkeit
So kommunizieren Sie den Wert Ihrer Behandlungen erfolgreich

Viele Erfahrungsberichte von Tierhaltern über einen Tierarztbesuch lesen sich etwa so:
„Als ich gestern nach Hause kam, merkte ich sofort, dass mit meinem Hund etwas nicht stimmte. Er war völlig lethargisch, wollte weder fressen noch aufstehen und schien starke Bauchschmerzen zu haben. Es war schon spät, aber ich bin direkt zum Tierarzt in den Notdienst gefahren. Wir kamen sofort dran, und der Tierarzt hat meinen Hund gründlich untersucht: Herz, Lunge, Temperatur – alles wurde gecheckt. Mein Hund war dehydriert, also bekam er eine Infusion. Als der Arzt dann auch noch einen Bluttest machen wollte, dachte ich, das sei übertrieben, und habe ihm das auch gesagt. Immerhin wurden am Ende noch kostenlos die Krallen geschnitten. Eine Diät hat der Arzt uns auch verordnet, aber ich weiß selbst, was mein Hund braucht, also verzichte ich darauf. Die Rechnung? 210 Euro – ziemlich teuer, aber für mich noch angemessen.“
Der letzte Satz deutet auf etwas Wichtiges hin: Was ist für die Kundin “angemessen“? Geht es dabei um die Expertise des Tierarztes, das teure Equipment oder die intensive Notdienstversorgung? In Wirklichkeit hat die Kundin keine Möglichkeit, den Wert der tierärztlichen Leistung objektiv einzuschätzen. "Angemessen" ist für sie lediglich der Preis, den sie bereit ist zu zahlen, um in einem Notfall schnelle Hilfe für ihren Hund zu bekommen.
Der Interessenkonflikt zwischen Tierarzt und Tierhalter
Die Erwartungshaltung vieler Tierhalter hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Früher standen vor allem gesunde Tiere im Vordergrund, doch heute sind die Ansprüche komplexer geworden. Viele Tierhalter fordern aufwendige Untersuchungen, wie etwa Röntgenaufnahmen, auch wenn diese medizinisch nicht unbedingt notwendig sind. Zusätzlich bringt der Trend zur Eigendiagnose im Internet weitere Herausforderungen mit sich. Immer mehr Tierhalter recherchieren vor dem Arztbesuch bei vermeintlichen "Experten" online und kommen dann mit festgefahrenen Vorstellungen über die richtige Behandlung in die Praxis.
Ein weiteres Problem ist der mangelnde Respekt vor der Expertise des Tierarztes. Immer häufiger werden Anweisungen und Empfehlungen nur teilweise oder gar nicht befolgt, was die Versorgung der Tiere erschwert. Der Status des Tierarztes als medizinischer Experte wird dadurch untergraben.
Ein besonders zentrales Problem bleibt jedoch die Zahlungsbereitschaft der Tierhalter. Studien zeigen, dass 50-70 % der Tierhalter die Kosten als größtes Hindernis in der Tierhaltung sehen. Mehr als die Hälfte der negativen Erfahrungen mit Tierärzten wird ebenfalls auf die Kosten zurückgeführt. Oft fehlt den Tierhaltern das Verständnis für die Expertise und den personellen Aufwand, der hinter einer Behandlung steckt.
Hinzu kommt, dass in Deutschland nur wenige Haustiere versichert sind. Dies führt dazu, dass viele Tierärzte täglich mit intensiven Diskussionen über die Behandlungskosten konfrontiert sind. Der eigentliche Wert der Behandlungen wird oft nicht erkannt, und die Kommunikation mit den Tierhaltern entwickelt sich zu einer Belastung. Sinnvolle Behandlungen werden in Frage gestellt, was zu einem hohen zeitlichen und emotionalen Aufwand für das Praxisteam führt.

Die Perspektive wechseln
Tierärzte stehen in ihrem Berufsalltag vor der Herausforderung, den Bedürfnissen und Erwartungen dreier wesentlicher Anspruchsgruppen gerecht zu werden:
1️⃣ Die Patienten: Sie verdienen die bestmögliche Vorsorge, Diagnostik und Behandlung.
2️⃣ Die Tierhalter: Sie vertrauen auf die Expertise des Tierarztes und benötigen klare, fundierte Empfehlungen.
3️⃣ Das Team: Ein wertschätzender Arbeitsplatz mit nachhaltiger, zukunftssicherer Wirtschaftlichkeit und ohne übermäßige Belastung.
Doch ein entscheidendes Problem entsteht, wenn ein Großteil der Arbeit mit „schwierigen“ Tierhaltern erfolgt – also solchen, die die Expertise des Tierarztes nicht anerkennen oder nicht bereit sind, für die empfohlene Versorgung zu zahlen. Diese Situation hat tiefgreifende Auswirkungen:
☑️ Für die Tiere: Sie erhalten nicht die optimale Versorgung, weil ihre Halter nicht den Empfehlungen folgen.
☑️ Für verantwortungsbewusste Tierhalter: Diese Menschen, die auf den Rat des Tierarztes vertrauen, leiden unter langen Wartezeiten oder bekommen weniger Aufmerksamkeit.
☑️ Für das Team: Die wertvolle Arbeit des Teams wird nicht wertgeschätzt, was in Frustration und einem hohen Arbeitsaufwand mündet.
Der Schlüssel zu einer gesunden Praxis liegt in einem Perspektivwechsel: Tierärzte haben keine moralische Verpflichtung, ihre Zeit und Energie in die Betreuung von Tieren zu investieren, deren Halter komplett andere Prioritäten verfolgen als die Praxis selbst. Vielmehr liegt die wahre Verantwortung darin, die Bedürfnisse des Teams sowie der Tierhalter, die ernsthaft das Beste für ihre Tiere wollen, in den Mittelpunkt zu stellen. Nur so können alle Anspruchsgruppen – Patienten, Tierhalter und das Team – langfristig profitieren.

Den Wert der Leistungen verständlich machen
Viele Tierhalter, die sich vor einem Tierarztbesuch nur online informieren, haben oft ein mangelndes Verständnis für die Arbeitsweise und das Fachwissen von Tierärzten. In der Praxis führt das häufig zu langen Diskussionen, in denen der Tierarzt die Bedeutung und den Nutzen der empfohlenen Behandlungen erklären muss. Dieser zusätzliche Erklärungsaufwand belastet das Praxisteam erheblich.
Um diesen Aufwand zu verringern, ist es wichtig, dass Tierhalter bereits vor dem Besuch ein grundlegendes Verständnis für den Wert tierärztlicher Leistungen haben. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Website der Praxis. Sie sollte den Expertenstatus der Praxis betonen und klar verständlich aufzeigen, welche Leistungen angeboten werden und in welchen Fällen diese sinnvoll sind. Dabei sollte die Sprache so gestaltet sein, dass auch Nichtmediziner die Behandlungsabläufe und die einzelnen Schritte nachvollziehen können.
Ein weiteres Mittel, um das Verständnis der Tierhalter zu verbessern, ist Social Media. Hier lassen sich Videos einsetzen, die Einblicke in den Praxisalltag und den Ablauf von Behandlungen geben. Auf diese Weise kann gezeigt werden, welche technischen Hilfsmittel verwendet werden und wie erfolgreich Behandlungen verlaufen.
Besonders wichtig ist es dabei, nicht nur den Prozess selbst zu zeigen, sondern auch die hohe Präzision, die Fachkenntnis und die Empathie hervorzuheben, die jede Behandlung erfordert. Durch das Sichtbarmachen der genauen, auf das Tier abgestimmten Abläufe können Tierhalter besser nachvollziehen, welcher Aufwand und welche Expertise hinter einer Behandlung stecken. Solche Einblicke tragen dazu bei, den Respekt vor der Arbeit des Tierarztes zu stärken und das Vertrauen der Tierhalter zu fördern.
Eine ansprechende und informative Onlinepräsenz entlastet das Praxisteam erheblich, da sie dazu beiträgt, dass Kunden bereits mit einem besseren Verständnis für den Wert tierärztlicher Leistungen in die Praxis kommen.
Die richtigen Tierhalter anziehen
Für jede Tierarztpraxis ist es entscheidend, nicht nur bestehende Tierhalter optimal aufzuklären, sondern auch gezielt neue Tierhalter zu gewinnen, die zu den angebotenen Leistungen passen. Dabei geht es um Personen, die sich für spezialisierte Behandlungen interessieren und bereit sind, die entsprechenden Kosten für das Wohl ihrer Tiere zu tragen.
Zeigt sich in der Praxis, dass „einfache“ medizinische Leistungen wie Impfungen oder Standardsprechstunden im Vergleich zu hochwertigen Behandlungen überwiegen, wird es besonders wichtig, verstärkt spezialisierte Patientenanfragen zu generieren.
Die Herausforderung liegt oft darin, dass potenzielle Tierhalter nicht wissen, dass die Praxis auf diese spezialisierten Behandlungen spezialisiert ist. Häufig wird auch nicht erkannt, dass diese Behandlungen die medizinisch beste Lösung für das Tier darstellen.
Die klassischen Methoden der Kundenakquise reichen oft nicht aus, da viele dieser Tierhalter die Praxis nicht kennen und noch nicht aktiv nach einer Behandlung suchen. Daher sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich:
1️⃣ Klarer Expertenauftritt: Die Website und Social Media sollten die Spezialisierung und Expertise deutlich hervorheben.
2️⃣ Gezielte Werbemaßnahmen: Durch zielgerichtete Werbeanzeigen in sozialen Netzwerken kann das Anwendungsgebiet und der Nutzen der spezialisierten Leistungen verständlich vermittelt werden, um in der Region potenzielle Kunden zu erreichen.
3️⃣ Effiziente Terminvereinbarung: Ein schneller und digitaler Buchungsprozess erleichtert die direkte Terminvereinbarung.
4️⃣ Qualitätsmanagement bei Anfragen: Um das Praxisteam zu entlasten, können Standards für eingehende Patientenanfragen definiert und automatisierte Vorfilterungen eingerichtet werden, sodass passende Anfragen priorisiert werden.
Digitale Kommunikation als Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg
Das Tierwohl steht stets an erster Stelle, doch es ist ebenso wichtig zu erkennen, dass eine gezielte digitale Kommunikation mit den Tierhaltern unverzichtbar ist. Durch eine gut durchdachte Onlinepräsenz und eine klare Positionierung lassen sich die Interessen von Tier, Tierhalter und Praxisteam in Einklang bringen. Eine gezielte Fokussierung auf Tierhalter, die nicht nur bereit sind, für die Gesundheit ihrer Tiere zu investieren, sondern auch die Expertise der Praxis wertschätzen, führt zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Praxis. So werden sowohl die medizinischen als auch die wirtschaftlichen Anforderungen optimal erfüllt.
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