Betriebswirtschaftliches 1x1 für Tierärzte
Wirtschaftliches Know‒how für eine gesunde und rentable Praxis
Viele Tierärzte stehen betriebswirtschaftlichen Themen oft skeptisch gegenüber, weil sie ihr primäres Ziel nicht in der Gewinnmaximierung sehen. Für sie steht die bestmögliche Versorgung ihrer tierischen Patienten im Vordergrund. Sie betrachten ihre Praxis weniger als klassisches Unternehmen, das auf Wachstum und Profit ausgerichtet ist, sondern als einen Ort, an dem das Wohl der Tiere an erster Stelle steht. Dieser Idealismus führt häufig dazu, dass betriebswirtschaftliche Maßnahmen als zweitrangig oder gar als störend empfunden werden.
Hinzu kommt, dass rund 95 % der Tierärzte während des Studiums kaum betriebswirtschaftliches Wissen erwerben. Sie starten ihre Praxis mit einem starken medizinischen Fundament, jedoch oft ohne die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, die notwendig sind, um eine Praxis effizient zu führen.
Gerade eine solide betriebswirtschaftliche Grundlage ermöglicht es jedoch, genau diesen Idealismus auch umzusetzen. Nur durch eine wirtschaftlich gesunde Praxis können ausreichend Mitarbeiter beschäftigt, modernste Geräte angeschafft und langfristig ein hoher Behandlungsstandard gesichert werden. Wer seine Praxis effizient führt, schafft zudem bessere Arbeitsbedingungen für das gesamte Team und sorgt für ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit. Eine betriebswirtschaftlich gut aufgestellte Praxis ist also nicht nur eine Voraussetzung für finanziellen Erfolg, sondern auch für eine bestmögliche Patientenversorgung.
Das Geschäftsmodell verstehen
Im Grunde genommen ist das Geschäftsmodell einer Tierarztpraxis simpel: Zeit wird gegen Geld getauscht. Sei es in Sprechstunden, Behandlungen oder Diagnosen – am Ende dreht sich alles um die Verfügbarkeit und Nutzung von Zeit. Doch genau hier liegt die zentrale Stellschraube für eine erfolgreiche betriebswirtschaftliche Praxisführung: Zeit ist der limitierende Faktor. Jedes Team hat nur begrenzte Zeitressourcen, und wenn diese nicht effizient genutzt werden, bleibt das wirtschaftliche Potenzial der Praxis ungenutzt.
Das Problem liegt oft darin, dass der zeitliche Aufwand nicht immer in einem angemessenen Verhältnis zum finanziellen Ertrag steht. Dies zeigt sich in verschiedenen Bereichen:
❌ Nicht-abgerechnete Leistungen: Häufig wird der Aufwand für bestimmte Tätigkeiten nicht korrekt abgerechnet, was zu unnötigen finanziellen Verlusten führt.
❌ Zeitfresser Kommunikation: Interne Abstimmungen und die Kommunikation mit Patienten nehmen oft unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch, die nicht vergütet wird.
❌ Leistungen mit geringer Marge: Einige erbrachte Leistungen sind zwar notwendig, bringen der Praxis aber nur geringe Margen und sind zeitintensiv.
Diese Diskrepanz zwischen Zeitaufwand und finanziellem Ertrag zeigt, dass das wirtschaftliche Potenzial vieler Tierarztpraxen nicht voll ausgeschöpft wird. Besonders dann, wenn wertvolle Zeit in Aufgaben fließt, die nicht in direkter Relation zu den Einnahmen stehen, wirkt sich das langfristig auf die Stabilität und Rentabilität der Praxis aus. Die begrenzte Zeit der Praxisteams muss daher effizient und zielgerichtet genutzt werden, um wirtschaftlich sinnvoll zu arbeiten. Nur wenn der Zusammenhang zwischen Zeit und finanzieller Vergütung vollständig verstanden wird, lässt sich das wirtschaftliche Potenzial der Praxis erkennen und in vollem Umfang ausschöpfen.
Die Betrachtung der Kosten
In jeder Tierarztpraxis gibt es vier wesentliche Kostenpunkte: die Praxismiete, Verbrauchsmaterialien und Medikamente, medizinische Geräte sowie die Personalkosten. Viele Tierärzte stellen fest, dass in diesen Bereichen kaum Einsparpotenzial besteht. Die Miete orientiert sich am regionalen Mietniveau, die Kosten für Verbrauchsmaterialien und Medikamente hängen direkt von der Anzahl der Behandlungen ab, und medizinische Geräte sind unerlässlich für die Qualität der Versorgung. Auch die Personalkosten lassen sich selten ohne negative Folgen reduzieren, da die meisten Praxen bereits mit einem Minimum an Personal arbeiten.
Da sich auf der Kostenseite nur schwer Einsparungen realisieren lassen, ist es entscheidend, die Kosten ins Verhältnis zu setzen. Eine zentrale Kennzahl ist dabei der Kostenfaktor pro fakturierbare Minute Tierarztzeit. Hierbei werden die Gesamtkosten durch die Anzahl der tatsächlich abrechenbaren Minuten geteilt. Da die meisten Kosten nicht wesentlich gesenkt werden können, wird schnell klar, dass vor allem die Arbeitszeit des Tierarztes, die direkt zu Einnahmen führt, maximiert werden muss. Oder anders ausgedrückt: Die Arbeitszeit, die nicht direkt in Rechnung gestellt werden kann, sollte auf ein Minimum reduziert werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, klare Strukturen und Prozesse innerhalb der Praxis zu schaffen. Jeder Mitarbeiter sollte eine klar definierte Rolle und Verantwortlichkeiten haben. Ein effektiver Delegationsprozess ist entscheidend, damit der Tierarzt so viele nicht-abrechenbare Tätigkeiten wie möglich an das Team abgeben kann. Aufgaben wie administrative Arbeiten, Vorbereitung und Nachbereitung von Behandlungen oder die Organisation des Praxisalltags sollten so weit wie möglich von anderen Teammitgliedern übernommen werden. Nur so kann der Tierarzt seine Zeit effizient nutzen und den wirtschaftlichen Erfolg der Praxis sichern.
Marketing für rentable Leistungen
Auch wenn Tierärzte es schaffen, den Großteil ihrer Arbeitszeit auf abrechenbare Leistungen zu konzentrieren, bleibt ein wesentlicher Punkt bestehen: Die Rentabilität der einzelnen Leistungen variiert stark. Einfache Behandlungen wie Impfungen oder allgemeine Sprechstunden werden zwar häufig nachgefragt, weisen jedoch oft eine geringere Marge auf als spezialisierte, aufwändigere Verfahren. Dies führt dazu, dass die anspruchsvolleren und rentableren Leistungen, für die Tierärzte umfangreiche Weiterbildungen und teure Technologie in ihre Praxis integrieren, seltener in Anspruch genommen werden.
Hier besteht jedoch eine Chance, beruflichen Anspruch und betriebswirtschaftlichen Erfolg zu vereinen. Tierärzte, die in bestimmte Bereiche investieren und sich spezialisieren, können von einer höheren Rentabilität dieser Leistungen profitieren. Das Problem ist jedoch, dass Kunden oft nicht automatisch auf diese Angebote zugreifen – sie neigen dazu, vor allem die grundlegenden und weniger margenstarken Leistungen nachzufragen.
Es reicht daher nicht, darauf zu warten, dass die Tierhalter von selbst auf diese spezialisierten Angebote zugreifen. Proaktive Maßnahmen sind erforderlich: Mit gezielten Marketingstrategien müssen die Tierhalter angesprochen werden, die einen echten Bedarf an diesen spezialisierten Leistungen haben. Durch den Einsatz von Marketing, das speziell auf die Zielgruppe abgestimmt ist, können diese Leistungen stärker in den Vordergrund rücken und damit auch den wirtschaftlichen Erfolg der Praxis sichern.
Um den Erfolg dieser Maßnahmen zu messen, ist es wichtig, Kennzahlen zu überwachen. Dazu gehört, wie viele Menschen aus der Zielgruppe erreicht werden, wie viele tatsächlich Termine vereinbaren und welcher zusätzliche Umsatz durch die Marketingaktivitäten generiert wird. Digitale Werbeanzeigen in den sozialen Medien bieten hier eine besonders effektive Möglichkeit, da sie gezielt an eine bestimmte Zielgruppe ausgesteuert und kontinuierlich überprüft werden können. So lässt sich in Echtzeit analysieren, wie viele potenzielle Kunden erreicht wurden und welcher Anteil davon einen Termin vereinbart hat. Dies ermöglicht eine präzise Steuerung und Optimierung der Marketingstrategien, um die Rentabilität der Praxis zu steigern.
Betriebswirtschaftliche Führung für mehr als nur Gewinnmaximierung
Eine betriebswirtschaftliche Herangehensweise in der Tierarztpraxis zielt nicht allein darauf ab, Gewinne zu maximieren. Sie bietet vielmehr die Grundlage dafür, den beruflichen Alltag effizienter zu gestalten, die zeitliche Belastung des Teams zu senken und eine gesunde Balance zwischen Arbeitsaufwand und Ertrag zu finden. Durch den Fokus auf rentable Leistungen und die Optimierung von Arbeitsprozessen wird nicht nur der wirtschaftliche Erfolg gesichert, sondern auch die Arbeitszufriedenheit gesteigert. Es sind schließlich die Tätigkeiten, für die sich Tierärzte leidenschaftlich weiterbilden und spezialisieren, die nicht nur wirtschaftlich rentabel sind, sondern auch den größten beruflichen Anreiz bieten. Eine gut geführte Praxis ermöglicht es dem gesamten Team, sich auf das zu konzentrieren, was sie begeistert – die bestmögliche Versorgung der Patienten – und dabei gleichzeitig für eine gesunde, stabile Praxisstruktur zu sorgen.
Sie möchten erfahren, wie Sie Ihre Praxis strukturiert und rentabel für die Zukunft aufstellen?
Buchen Sie sich ein unverbindliches Erstgespräch und erfahren Sie mehr!
Unsere Geschäftsführer Nicolas Klose und Mara Maier